Die Erwerbslosen-Tagung in Bad Boll ist vorbei, Zeit ein Resümee zu ziehen. Das offizielle Programm kann auf den Seiten der Akademie Bad Boll nachgelesen werden.
Die Tagung begann für einige Teilnehmer*innen schon einen Tag zuvor mit dem Solidaritätsmarsch von Stuttgart nach Bad Boll, der sie an verschiedenen sozialen Einrichtungen vorbei führte. (der Flyer dazu als PDF) Die Wochenzeitung „Kontext“ hat darüber berichtet: „Unterwegs für eine solidarische Welt“
Die Tagung fand statt von Montag, 2. Juli 2018 bis Mittwoch, 4. Juli 2018.
Nach der Begrüßung und Einführung in die Tagung durch Klaus-Peter Spohn-Logé vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt Baden konnte Ministerialrat Knut Bergmann vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg zu den Teilnehmer*innen sprechen.
Anschließend folgte der erste Vortrag des Tübinger Sozialethikers Prof. Dr. Matthias Möhring-Hesse. Er griff unter dem Titel „Konkurrenz und Solidarität: Bleibt das Hemd näher als der Rock?“ das Leitthema der Tagung auf, die dieses Jahr „Solidarität und Konkurrenz“ zwischen Erwerbslosen und Geflüchteten thematisieren wollte.
Im Anschluss sprach Jendrik Scholz vom DGB Baden-Württemberg über „Arbeits- und Wohnungsmarkt und soziale Sicherungssysteme – empirische Befunde zur Zuwanderung in Baden-Württemberg“. Dabei wurde anhand des Wohnungsmarkts nochmal deutlich, wie prekär die Lage für diejenigen ist, die auf die sozialen Sicherungssysteme angewiesen sind.
Es folgte ein Bericht von der „Zukunftswerkstatt Solidarität“, einem Projekt der Denkfabrik – Forum für Menschen am Rande, die sich bereits vor der Tagung mit der Frage beschäftigt hatte „Wie können Solidarität und Teilhabe organisiert werden?“. Im Zuge dessen wurden auch Bilder des Solidaritätsmarschs gezeigt. Es gibt auch einen kleinen Film, der die Aktion zusammenfasst.
Abgeschlossen wurde der erste Tag mit dem Kulturprogramm. Die Sängerin und Studentin an der Popakademie Mannheim Gizem Gözüacik sang und spielte Gitarre und kommentierte zwischen den Lieder die Auswahl Ihrer Songs. Ihr Repertoire umfasste sowohl kurdische, lasische und aserbaidschanische Balladen, als auch italienische und deutsche Arbeiterlieder.
Den Dienstag morgen eröffnete die Geschäftsführerin des DGB Baden-Württemberg Julia Friedrich mit einem Referat über „Wirtschaftliche Megatrends und Strukturwandel – wie sich Wirtschaft und Arbeitswelt in Baden-Württemberg verändern“.
Anschließend präsentierte Antonio Russo von der christlichen Arbeitnehmerbewegung ACLI aus Rom einige Informationen zum Stand der Fluchtbewegungen über das Mittelmeer nach Europa und die Situation in Italien. Die Präsentation zum Download: „Solidarity and competition“ (PDF)
Unter dem Titel „Solidarität ist möglich!“ fanden am Nachmittag vier Workshops statt, deren Ergebnisse am Ende von den einzelnen Gruppen präsentiert wurden.
Die Workshops behandelten die „Zukunftswerkstatt Solidarität“, „Flüchtlinge und Erwerbslose im SGB II“, „Faire Mobilität und faire Integration“ sowie die „Integration von Geflüchteten in Gesellschaft und Arbeitsmarkt“.
Von der Zukunftswerkstatt Solidarität können wir folgende Präsentations-Materialien zum Download anbieten:
Auch der Dienstag Abend endete mit einem Kulturteil. Die Autoren Florian Schmitz und Soumar Abdullah lasen aus „Erzähl mir von Deutschland, Soumar: Wie ein syrischer Flüchtling mir mein Land näherbrachte“ und diskutierten mit den Zuhörer*innen über die Entstehungsgeschichte ihres gemeinsamen Buches, prekäres Leben und die Situation von Geflüchteten in Deutschland.
Der Mittwoch morgen versuchte bereits ein kleines Resümee aus der Tagung und den Workshops zu ziehen, wobei es zu einer lebendigen Diskussion kam.
Anschließend konnte Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Baden-Württemberg, über „Perspektiven zur Lage von langzeitarbeitslosen Menschen in Baden-Württemberg und den Stand der Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen“ referieren, was mit einer lebhaften, aber auch solidarischen Diskussion zwischen den Tagungs-Teilnehmer*innen und dem obersten Dienstherrn der Arbeitsagenturen und Jobcenter in Baden-Württemberg endete.
Die Präsentation hierzu liegt ebenfalls zum Download vor: Perspektiven zur Lage von langzeitarbeitslosen Menschen in Baden-Württemberg und Stand der Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen (PDF)
Zum Abschluss der Tagung wurde nochmal versucht ein Resümee der Tagung zu ziehen, Termine und allgemeine Informationen konnten ausgetauscht werden. In dem Zuge konnte auch Klaus-Peter Spohn-Logé, langjähriger Koordinator des baden-württembergischen Zusammenschlusses der Erwerbsloseninitiativen „LAGALO“ und Sozialsekretär des Kirchlichen Diensts in der Arbeitswelt (KDA) der evangelischen Landeskirche Baden seine künftige Nachfolgerin vorstellen: Renate Zäckel hat bislang beim Fraueninformationszentrum des Vereins für Internationale Jugendarbeit als Beraterin zum Thema Arbeitsmigration und Arbeitsausbeutung gearbeitet und dabei Arbeitnehmer*innen aus anderen EU-Ländern unterstützt, wenn sie hier unter teilweise ausbeuterischen Bedingungen als billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Das Thema prekärer Arbeitsverhältnisse wird ihr in der neuen Funktion wohl erhalten bleiben.